Verein Original Play Österreich – von Herzen spielen

Der Verein hat seinen Sitz in Wien und erstreckt seine Tätigkeit auf ganz Österreich. Die Tätigkeit des Vereins ist gemeinnützig und nicht auf Gewinn ausgerichtet.
Gründung des Vereins: November 2015

Vereinsziele und Tätigkeiten

  • die Bekanntheit von Original Play in Österreich zu fördern
  • die Ausbildung in Original Play zu fördern
  • Wir organisieren Vorträge, Workshops und Praktische Trainings unter der Leitung von Fred Donaldson und Jolanta Graczykowska in Österreich. Zielgruppe sind Eltern, Pädagog*innen, und Mitarbeiter*innen im Sozial- und Gesundheitsbereich.
    Genderstatistik Teilnehmer*innen an Workshops und Praktischen Trainings: 72,6 % weiblich, 27,4 % männlich
  • Wir unterstützen Mitarbeiter*innen in Einrichtungen für Kinder, die Original Play in ihrer Institution einführen wollen.
  • Wir unterstützen Menschen, die Original Play erlernen wollen, mit der Möglichkeit bei erfahrenen Spielleiter*innen (Apprentices) bei Spielterminen zu hospitieren.
  • Wir bieten erfahrenen Spielleiter*innen auf unserer Website eine Plattform, sich zu präsentieren und ihre Kontaktinformationen bereit zu stellen
  • Bewusstseinsarbeit und Eintreten für ein friedliches, gewaltfreies, liebevolles und respektvolles Zusammenleben in unserer Gesellschaft, ungeachtet von Nationalität, Geschlecht, Alter, kulturellem Hintergrund und Konfession zu fördern
  • Original Play-Netzwerke in Österreich und anderen europäischen Ländern herzustellen
  • Gewaltprävention zu fördern
  • körperliche und geistige Gesundheit zu fördern

Vereinsvorstand

Der Vorstand besteht aus fünf gleichberechtigten Vorstandsmitgliedern:

  • Jolanta Graczykowska M.A., Lehrerin und Masterstudium in Pädagogik
  • Fred Donaldson Ph.D., Spielexperte
  • Sonja Mille, Dipl. Ehe-, Familien- und Lebensberaterin
  • Robin Rieß, Sonderschullehrer und Ergotherapeut
  • Mag. Steve Heitzer, Studium der Religionspädagogik und Theologie, Montessoripädagoge

Mitglieder

Ordentliche Mitglieder sind jene, die sich an der Umsetzung der Vereinsziele beteiligen. Sie müssen ‚Original Play Apprentices‘ sein. Derzeit 14 Mitglieder. 

Außerordentliche Mitgliedersind jene, die Interesse am Vereinsgeschehen haben und den Verein durch Bezahlung eines Mitgliedsbeitrages unterstützen. Derzeit 14 Mitglieder. 

Ausbildung

besteht aus einem Minimum von:

  • 2 Trainingsseminaren zur Einführung („Basic Training Seminar“)
  • 2 vertiefenden Trainingsseminaren („Advanced Training Seminar“)
  • Für die Teilnahme an einem Training Seminar darf der letzte besuchte Workshop nicht länger als ein Jahr zurück liegen, ansonsten muss der Einführungsworkshop erst wiederholt werden.
  • 3 Jahren regelmäßigem Spiel mit Kindern und Jugendlichen
  • 100 Spielstunden mit Kindern pro Jahr = 300 Stunden Spiel mit Kindern insgesamt
  • Von den 300 Stunden Spiel entfallen mindestens 100 Stunden auf das Spiel mit Kindern mit besonderen Bedürfnissen.
  • Mindestanzahl von Spielkontakten mit Kindern, mit denen in 3 Jahren gespielt wurde: 3000. Diese beinhalten Kinder in verschiedenen Kindergärten und Schulen, Kinderheime und Waisenhäuser
  • 3 Spielsitzungen mit Kindern unterschiedlicher Art unter der individuellen Supervision von Jolanta Graczykowska
  • Nur Apprentices, die alle Anforderungen an die Lehrzeit erfüllt haben und zertifiziert sind, können auf der offiziellen Original Play Website (www.originalplay.eu) als „recommended apprentice“ aufgeführt werden.
  • „Recommended apprentices“ müssen, um ihren Status als „recommended apprentice“ zu behalten, weiterhin mit Kindern spielen und Workshops, individuelles Training oder Supervision wenigstens einmal im Jahr wahrnehmen.
  • Ein Apprentices-Zertifikat ist der Nachweis für die moralische Verantwortung und Verpflichtung gegenüber der Disziplin, der Weisheit und dem Mitgefühl von Original Play.

Jolanta Graczykowska MA and O. Fred Donaldson Ph.D. sind die einzigen ausgewiesenen Mentoren im Original Play. Sie vergeben für Workshops und Seminare reine Teilnahmebescheinigungen. Zusätzlich zu Teilnahmebescheinigungen stellt die „Internationale Stiftung für Original Play“ Zertifikate aus, die den Status eines Apprentice im Original Play bestätigen. 

Beschreibung von Original Play

Die Grundprinzipien von Original Play

NO REVENGE: Egal, wie / womit jemand auf dich zukommt, du lernst mit der Zeit, allem in einer wohlwollenden Grundhaltung zu begegnen, dich für irgendetwas rächen zu wollen steht überhaupt nicht mehr zur Frage

JUST RIGHT: Du spiegelst das Verhalten so, dass deine Spielenergie exakt der deines Gegenübers entspricht – jedoch immer unter absoluter Gewährleistung der körperlichen, geistigen und emotionalen Sicherheit deines Gegenübers. D.h. z.B. wenn dein Gegenüber sehr achtsam und vorsichtig spielt, dann tust du das genauso, wenn dein Gegenüber wild und ausgelassen spielt, dann spielst du auf hohem Energieniveau, meist schnell und kraftvoll, wenn dein Gegenüber aggressiv „spielt“, dann ist das Energieniveau meist auch sehr hoch, deine Bewegung schnell und kraftvoll, jedoch trotzdem entspannt und du leitest die Bewegungen deines Gegenübers so weiter, dass ihr beide sicher bleibt. Nichts wird verbal unterbunden. Es findet nach und nach ein nachhaltiger Ersatz eines Reaktionsmusters, eines Reflexsystems durch ein anderes, fürsorglicheres, kooperativeres statt.

SAFETY: die beiden oben genannten Grundprinzipien erfordern eine fortwährende Weiterentwicklung körperlicher Fähigkeiten sowie der gesamten Persönlichkeit, mit der du die Grundhaltung, „du bist liebenswert und du bist sicher“ nach und nach auch in extremen Situationen aufrecht erhalten kannst.

Wie sieht eine Spieleinheit genau aus?

Wir laden die Kinder, die am Mattenrand unserer Spielfläche sitzen, ein, mit uns zu spielen: „Ich bin heute da, um mit Euch zu spielen. Diese Turnmatten hier sind unsere Spielfläche, ich werde Euch auf die Spielfläche einladen. Jedes Kind darf selbst entscheiden, ob es spielen will oder nicht. Wenn du auf die Spielfläche kommst, klatsche ich nach einiger Zeit in meine Hände, dann ist es Zeit für Dich, wieder an Deinen Platz zurückzugehen und ich lade das nächste Kind ein.“ Die Spielsequenzen pro Kind sind sehr kurz, oft nicht einmal eine Minute lang, manchmal sogar nur 10 Sekunden, damit die anderen nicht zu lange warten müssen. Wenn es sich sicher anfühlt, laden wir im Laufe der Zeit mehrere Kinder zugleich zum Spielen ein.

Wir Erwachsene spielen mit der individuellen Spielenergie und Intensität, die uns jedes einzelne Kind entgegenbringt. Das reicht von Laufen und Krabbeln der Kinder auf der Spielfläche über sanfte Berührungen mit den Händen bis hin zu hoch energetischem „Balgen“ – ohne Wettbewerbsverhalten, Leistungsdruck und ohne Kampf. 

Am Ende holen wir die Kinder alle in einen Kreis zusammen und stellen ein paar Fragen: „Haben wir Euch geschlagen? Haben wir Euch getreten? Haben wir Euch absichtlich weh getan?“ Die Antwort der Kinder soll ehrlich sein. Wenn es kleinere Unfälle gegeben hat, weil Kinder zusammengestoßen sind thematisieren wir das. Am Ende sagen wir immer: „Wenn jemand etwas tut, was nicht Spiel ist, wenn sich etwas nicht gut anfühlt oder wenn euch jemand weh tut, dann kannst du sagen: Stopp, das ist kein Spiel, das mache ich nicht. Und wenn er/sie nicht aufhört, dann musst du dir Hilfe holen!“

Was ist Original Play?

Original Play, Ursprüngliches Spiel, geht zurück auf das Spiel kleiner Kinder und freilebender Tiere. Ihr Spiel kennt keine Regeln und keine Fehler, keinen Kampf und keine Konkurrenz, kein Gewinnen und kein Verlieren, kein Stark und kein Schwach, kein Ausgeschlossensein und keine Angst. Es ist keine kulturelle Technik, jeder Mensch trägt diese Fähigkeit schon bei seiner Geburt in sich. 

Original Play ermöglicht allen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, mit und ohne Beeinträchtigungen, ein liebevolles Miteinander. Es bereichert unser Leben und erweitert unsere Handlungsmöglichkeiten.

Original Play bietet einen Entwicklungsraum für alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen:

Sie lernen Möglichkeiten kennen,

  • mit Konflikten, Rivalität, Stress und Angst umzugehen;
  • Körpersignale genau wahrzunehmen;
  • gute von schlechten Berührungen zu unterscheiden.

Ihr Selbstwert wird gestärkt.

Original Play ersetzt Konflikte, Aggression und Beschuldigungen durch sichere und liebevolle Beziehungen. Kinder lernen gesunde Beziehungs- und Bindungsfähigkeit, die sich in der Entwicklung ihres Sozialverhaltens wiederspiegelt.

Original Play fördert die emotionale Widerstandsfähigkeit (Resilienz), das Wohlbefinden und soziale Kompetenz. Dies schafft optimale Bedingungen für kognitives und sozial-emotionales Lernen und ist gelebte Inklusion.

Worin steckt unser Beitrag für eine gelungene Präventionsarbeit?

Leider haben wir in unserer Gesellschaft ein massives Gewaltproblem, nicht alle Kinder wachsen in einem sicheren und liebevollen Umfeld auf.

  • psychische, körperliche und sexualisierte Gewalt in der Familie / im sozialen Umfeld. Jedes vierte Kind in Österreich ist von unterschiedlichster Gewalt betroffen. Jedes vierte Mädchen, jeder siebente Bub ist von sexuellem Missbrauch betroffen (in 85 % passiert der Missbrauch in der eigenen Familie). Zwei Drittel aller Eltern erziehen ihre Kinder unter Anwendung von Gewalt
  • Mobbing / Bullying in den Schulen
  • Aggressionen und körperliche Gewalt zwischen Kindern schon im Kindergarten
  • Hass und Hetze in sozialen Medien
  • Normalisierung teils extremer Gewalt in Medien, Fernsehen und Videospielen

Pädagog*innen sind in ihrer täglichen Arbeit mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert:

  • Sprachschwierigkeiten
  • Multikulturelle Klassengemeinschaften
  • Mobbing, Bullying, Gewalt und Rassismen zwischen den Kindern
  • Verhaltensauffälligkeiten, weil viele Kinder zu viel an sozialen Medien, Handy, Playstation, Fernsehen, … konsumieren
  • Stress und Angst von Kindern, die traumatische Erlebnisse hatten (z.B. Fluchterfahrungen, häusliche Gewalt)

Kinder erzählen uns nach dem Spielen z.B.:

  • Mein Papa spielt nie mit mir.
  • Meine Freunde wollen immer nur kämpfen.
  • Meine Schwester reißt mich oft an den Haaren.

Seit Jahren wird Gewaltpräventionsarbeit schon für die ganz jungen Kinder in Kinderbetreuungseinrichtungen gefordert. Original Play ist ein Programm, das schon bei ganz jungen Kindern ansetzt, fast ohne Sprache auskommt und den Kindern zeigt, wie sie ohne Gewalt auf Aggressionen reagieren können. 

Ein Beispiel: Zwei 4-jährige Kinder streiten sich in einem Kindergarten, schupsen sich, treten sich. In solch einer Situation gehen Original Play spielende Pädagog*innen mit ihrem Körper in einer achtsamen und liebevollen Spielenergie zwischen die beiden Kinder, ohne Sprache. Sie unterbrechen die Situation, beschuldigen keines der beiden Kinder und wirken so als Vorbild, wie eine aggressive Situation mit liebevoller Energie aufgelöst werden kann. 

Wenn Kinder in ihrem Alltag immer und immer wieder diese liebevolle Reaktion erfahren, können Veränderungsprozesse in Gang gesetzt werden. Und dazu braucht es auch die körperliche Ebene, jede Berührung vermittelt dem Kind „du bist liebenswert und du bist sicher“. Um es wirklich zu begreifen, zu spüren, brauche Kinder die körperliche Ebene. Wir wissen, dass sich z.B. traumatische Erlebnisse im Körper festsetzen, genauso ist es mit positiven Erfahrungen. 

Ein Lernprozess zu einem konstruktiven, kooperativen Miteinander startet in der Art, mit der wir miteinander in Berührung treten: im wahrsten Sinne des Wortes. Lernt der Körper runde, achtsame Bewegung und spürt dabei eine wohlwollende Grundhaltung, dann ziehen der Geist, der Intellekt ganz natürlich nach: Fürsorge, Einfühlungsvermögen, Kooperationsfähigkeit und ein Sinn dafür, welche Aktionen Gemeinschaft entstehen lassen, entwickeln sich ganz spielerisch und auf natürliche Weise. Das Gehirn wird in die Lage versetzt auch mit herausfordernden Situationen stressfrei umzugehen. Rein physiologisch ist es erst damit in der Lage, gut zuzuhören, sich gut und kooperativ artikulieren zu können, kreativ zu denken und gemeinsam allparteiliche Lösungen zu finden.

Original Play Spielende haben sich jahrelang in Österreich für das Wohlergehen von Kindern eingesetzt. Sie wurden von Kindereinrichtungen eingeladen, weil die Pädagog*innen das Konzept verstehen und positive Veränderungen im Verhalten der Kinder wahrgenommen haben. 

Und Kinder lieben Original Play! Wir wissen, dass Kinder am besten lernen, wenn sie dabei Freude haben. Wenn wir in einer Schule ein längeres Projekt leiten, laufen die Kinder, sobald wir das Gebäude betreten, lachend auf uns zu, „Spielst du heute wieder mit uns?“

Die Aussage einer jungen Frau, die als 14-Jährige bei einem Original Play Projekt in ihrer Schule teilgenommen hat, bestätigt uns, wie nachhaltig unser Programm wirken kann: „Ich verstehe nicht, was die Medien über euch sagen. Als ihr damals bei uns in der Schule wart, habt ihr uns beigebracht, dass Gewalt nicht ok ist“.

Wir gehen davon aus, dass wir Kindern besser vermitteln können, wie adäquater Kontakt aussieht, wenn wir ihnen eine Erfahrung geben können, wie er sich anfühlt. Anstatt Berührung zu kriminalisieren oder gar zu verbieten, sollten wir den Kindern auf ganz natürliche Weise menschliche Zuwendung und adäquaten Kontakt zuteilwerden lassen. Das ist ein wichtiger Beitrag in der Prävention gegen Gewalt an Kindern. Wer Kontakt und Berührung verbietet, macht Beziehungsarbeit beinahe unmöglich und reduziert noch weiter als bisher die für eine gesunde emotionale und soziale Entwicklung notwendige Erfahrung von Geborgenheit.

Risiken unserer Arbeit hinsichtlich Missbrauch und ein möglicher Kollateralschaden für die ganze pädagogische Arbeit:

Dazu eine E-mail eines Diplom-Psychologe, der in der kindlichen Frühförderung arbeitet, und der Original Play zusammen mit seinem behinderten Jungen erst kürzlich kennengelernt hat: 

„… Alle Berufe, die mit Betreuung, Therapie und Freizeitbetreuung zu tun haben und somit Zugang zu Kindern haben, können theoretisch auch missbraucht werden. Das liegt leider in der Natur der Sache und hat nichts mit den Berufen oder Methoden zu tun …

Aktuell mache ich mir große Sorgen, dass die Hysterie auch meine berufliche Situation erschwert, da wir in der Frühförderung ja in Kindergärten tätig sind und dort Kinder aus der Gruppe holen um mit ihnen alleine Therapie und Förderstunden durchzuführen, meist ohne dass die Erzieher die Therapeuten wirklich kennen. Sollte hier ein generelles Misstrauen entstehen, wird unsere Arbeit schwierig, besonders für die wenigen Männer bei uns. … Mir haben die Original Play Termine immer wieder geholfen, weniger aggressiv auf meine Kinder zu reagieren und mich zurückzuhalten im Alltag in einen „Kampf“ einzusteigen.“

Das Risiko für Grenzüberschreitungen oder eine Gefährdung des Kindeswohls schätzen wir bei Original Play keinesfalls höher ein als dies sonst im pädagogischen Alltag der Fall ist. Im Vergleich zu anderen Angeboten arbeiten wir immer mit einer Gruppe von Kindern und unter Beisein weiterer Erwachsener.

Wenn es um die Bedenken hinsichtlich des (schnellen) Vertrauens der Kinder zu uns externen Personen geht, sehen wir uns ebenso in einem Kontext des Vertrauensverhältnisses, das die jeweiligen Pädagog*innen vor Ort sowohl zu ihren Kindern als auch zu uns externen Leuten aufbauen und den Kindern weitervermitteln. 

Warum praktiziere ich Original Play, worin sehe ich dessen Sinn? (Steve Heitzer)

Unsere Gesellschaft ist in einem tiefgreifenden Wandel. Schon sehr junge Kinder verbringen immer mehr Zeit in Einrichtungen, und zuhause leidet die Beziehung zu den Eltern nicht selten unter Zeitmangel und Zuwendung. Die modernen Medien tun ihr Übriges, um uns permanent abzulenken. Es fällt den Erwachsenen schwer, ganz präsent zu sein, was aber die notwendige Voraussetzung dafür ist, in einen echten Kontakt zu treten – auch zu unseren Kindern. Wenn ich die Resonanz der Kinder und vieler Erwachsener zu unserer bisherigen Arbeit in den Blick nehme, kann ich nur resümieren, dass sie

  • Kindern einen notwendigen Raum verschafft, sich und andere zu spüren, und zu erleben, wie spielerischer Kontakt ohne Kampf und Aggression gelingen kann, und
  • den Erwachsenen einen neuen Blick auf ein authentisches Bedürfnis von Kindern ermöglicht, anstatt Körperlichkeit und Kontaktaufnahme – wie es oft passiert – als Störung oder „schwieriges Verhalten“ misszuverstehen, und
  • dazu beiträgt, Inseln für die so notwendige Beziehungsarbeit zu schaffen, wo Eltern bzw. Pädagog*innen und Kinder einander anders erleben als in den sonstigen Rollen: in einem zweckfreien Miteinander, für den Moment ohne pädagogische Absicht, in einer offenen akzeptierenden menschlichen Zugewandtheit und einem achtsamen Kontakt.

Erstaunlicherweise lernen die Kinder ja trotzdem oder vielleicht gerade deshalb viel Entscheidendes dabei: „Wir sind alle gleich, wir sind alle verbunden, wir sind alle füreinander verantwortlich.“

Und was die Bedenken zum Kontakt mit „fremden Menschen“ (die mediale Zuspitzung auf Männer ist ein eigenes Thema, das einer kritischen Analyse bedarf) angeht, bleibe ich bei der Überzeugung, dass man Kinder am besten gegen Missbrauch wappnen kann, wenn sie erleben, wie sich adäquater und achtsamer Kontakt anfühlt.

Kontaktaufnahme und Berührung generell zu problematisieren, ja sogar zu kriminalisieren, wird allen unseren Beziehungen schaden. Berührung im pädagogischen Kontext zu verbieten, wird Beziehungsarbeit als Grundlage jeder Pädagogik unmöglich machen und das Kindeswohl eher gefährden.

Welche Voraussetzungen schaffen wir für angemessenen Körperkontakt und wie sorgen wir für Sicherheit?

Persönlich: Von Beginn an, jeder Workshop und jedes Training zeigt, wie sehr wir darauf achten müssen, auf die Signale unseres Gegenübers einzugehen und zurückzufinden zu einem Einsatz unseres Körpers, der nicht auf Muskelkraft, Macht oder Überlegenheit basiert, sondern auf einer inneren klaren Haltung und auf die Kraft, die darin liegt, nicht auf Wettkampf einzusteigen – selbst dann nicht, wenn das Kind, mit dem wir spielen, kämpft oder aggressives Verhalten zeigt. Die Haltung, die es hier einzuüben gilt, ist Präsenz, Achtsamkeit, Gewaltlosigkeit und Güte.

Strukturell/Organisatorisch: Wir haben schon mehrmals darauf hingewiesen, dass wir auf maximale Offenheit und Einsichtigkeit unserer Räume achten und in der Regel immer eine Pädagogin oder Eltern anwesend sind. In dieser Hinsicht ist das Risiko für Missbrauch oder Grenzüberschreitung sicher geringer als bei anderen Angeboten, die mit Kindern einzeln oder in eigenen Räumen stattfinden.

Grundsätzlich betonen wir gegenüber den Pädagog*innen, dass Eltern oder auch Kolleg*innen jederzeit zusehen können. Die Teilnahme der Kinder am Spiel ist IMMER freiwillig. Sie können immer und so lange sie wollen auch nur zuschauen. 

Zur aktuellen Debatte über ein Verbot von Original Play

Die Berichterstattung der vergangenen Wochen hat leider ein völlig falsches Bild unserer Arbeit vermittelt, so dass zunächst auf die damit verbundenen Ängste und Bedenken reagiert werden muss. Wir sehen in diesem Zusammenhang den möglichen Wert einer Evaluation unserer bisherigen Arbeit. Wir sind zuversichtlich, dass die Einrichtungen, die bisher mit uns zusammengearbeitet haben, ihre positiven Erfahrungen einbringen werden und sich die Angst und die Bedenken beruhigen werden. 

Das Risiko für Grenzüberschreitungen oder eine Gefährdung des Kindeswohls schätzen wir bei Original Play keinesfalls höher ein als dies sonst im pädagogischen Alltag der Fall ist. Im Vergleich zu anderen Angeboten arbeiten wir immer mit einer Gruppe von Kindern und unter Beisein weiterer Erwachsener.

Wir verstehen die Sorgen der Eltern und natürlich auch die Vorsicht der Behörden, bis sich das ganze Umfeld beruhigt hat und die Menschen erkennen, dass die Art der Berichterstattung unserer Arbeit in keinster Weise gerecht wird. Und wir betonen, dass wir uns gerne zusammensetzen mit allen, die Sorge haben, dass es Sicherheitslücken gibt in den Bildungseinrichtungen, die auch unsere Arbeit betreffen. 

Da die Kinder ja auch hier grundsätzlich nicht zur Sprache kommen, möchten wir zwei Stimmen in einen Dialog einbringen. Auf den Punkt hat es kürzlich eine Schülerin gebracht, die auf die Erklärung seitens der Lehrer*innen zur einstweiligen Aussetzung unserer Arbeit mit einer verwunderten bis verzweifelten Frage reagierte: „Aber ihr würdet doch nie jemanden zu uns einladen, der uns schaden würde!?“

Vorige Woche hat eine Spielleiterin eine ehemalige Schülerin getroffen, jetzt eine junge Frau, sie sagte: „Ich verstehe nicht, was die Medien über Original Play berichten. Als ihr damals in unserer Schule wart, habt ihr uns beigebracht, dass Gewalt nicht ok ist.“

Die Kinder scheinen mehr Vertrauen in unsere Arbeit und v.a. in die Redlichkeit und Professionalität ihrer Lehrer*innen und Schulen zu haben, als das die öffentliche Meinung für einen ganzen Berufsstand samt Administration zum Ausdruck bringt.

Wir werden in den nächsten Wochen persönliche Termine mit der Bildungsministerin, den einzelnen Bildungsdirektionen und den zuständigen Landesräten wahrnehmen. Wir wollen die Fundiertheit von Original Play darlegen und in einem offenen Dialog treten, um aufzuzeigen, dass Original Play einen guten Beitrag zur Bildungslandschaft in Österreich beiträgt.

Kinderschutzkonzept

Es gab in der Zusammenarbeit mit Einrichtungen und Original Play Spielleiter*innen in der Vergangenheit sicher unterschiedliche Vorgehensweisen, auch weil die Einrichtungen sehr unterschiedlich sind und die meisten Projekte durch persönliche Kontakte entstanden sind. Z.B. lädt eine Pädagogin, die einen Workshop besucht hat, eine Spielleiterin in ihre Schule ein. Die einen haben Elternabende organisiert, die anderen schriftliche Information für die Eltern zur Verfügung gestellt, bei Spielgruppen wiederum, waren die Eltern anwesend.

Es existieren bereits Richtlinien für Original Play Spielleiter*innen, die Standards vorgeben, wie eine sichere Spielumgebung hergestellt wird. 

Auch wenn es keine Beschwerden in Österreich gegeben hat und wir in den letzten Tagen sehr viele positive und unterstützende Rückmeldungen von Kindern, Eltern und Pädagog*innen bekommen haben, werden wir uns mit der Weiterentwicklung unserer Qualitätssicherung beschäftigen. Wir haben uns bereits an den Bundesverband der Kinderschutzzentren gewandt, um unsere Sicherheitsrichtlinien gemeinsam zu überprüfen und ein umfassendes Kinderschutzkonzept zu erstellen. In diesem Konzept wird es um Klarheit und Sicherheit für alle Beteiligten gehen – Kinder, Einrichtungen, Eltern und Spielleiter*innen. 

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